2007-06-30

13. Akt III - c

Pädagogische Sternstunden und vertretungstechnische Meisterleistungen - Akt III - c

Was wurde eigentlich aus unserem Elternabend? Erinnern wir uns, Ende Januar kam die Information, dass „demnächst“ ein Elternabend stattfinden sollte.
So warteten wir und warteten, wann „demnächst“ sei – es war Mitte März und es war der ganz normale Elternabend zur Info über die weiterführenden Schulen, in dessen Tagesordnung mit nicht einer Silbe die momentane Klassensituation angesprochen wurde – es gab nur den Punkt „Verschiedenes“… Ein taktisch kluger Schachzug der Rektorin Frau L´école-c´est-moi, die Eltern so auszubremsen. Und die Elternschaft zeigte sich noch immer nicht solidarisch untereinander, um etwas zu bewirken…


Auf diesem Elternabend forderte die Rektorin Frau L´école-c´est-moi die Eltern auf, den Kindern nicht zu helfen, wenn sie Matheaufgaben nicht verstünden, nur so könne sie erkennen, wo Defizite sind. Fragende Blicke der Elternschaft! Eigentlich klang das ja ganz gut, es passte nur so gar nicht zur Rektorin Frau L´école-c´est-moi. Dennoch ließen sich einige Eltern darauf ein und schickten ihre Sprößlinge mit unfertigen, unverstandenen Mathehausaufgaben in die Schule. Die Reaktion von der Rektorin Frau L´école-c´est-moi fiel unterschiedlich aus, aber eigentlich nie positiv: Die Bandbreite verlief von Kopfschütteln über Augenrollen bis zu Statements „Da hast Du wohl aufgehört zu denken“… Man kann sich natürlich ausrechnen, wie lange die Kinder mit unvollständigen Mathehausaufgaben zur Rektorin Frau L´école-c´est-moi kamen und wie schnell die Eltern als „Hilfscoaches“ wieder einsprangen…

Vor den Osterferien war das „schwärzeste der schwarzen Schafe“, Christoph, samt seinen Eltern nervlich am Ende insbesondere wegen Frau Nie-Nix-Gut und schickten ihren Sohn zum Schnuppern in die selbe private Grundschule, in die zuvor schon die eine Mitschülerin gegangen war.


Die Benotungssituation in Deutsch bei Frau Nie-Nix-Gut, wie auch ihr pädagogisches Handeln an unseren Kindern spitzte sich immer mehr zu, so dass die Elternsprecherin (endlich!) einen Elternstammtisch anberaumte, auf dem noch weitere Mosaiksteinchen des Unterrichts auch in anderen Fächern in unserer Klasse zusammengetragen wurden.

So z.B. stellte sich heraus, dass die Rektorin Frau L´école-c´est-moi bei der letzten Mathearbeit eine Viertelstunde zu spät kam, die Kinder jedoch nicht nachschreiben ließ (vielleicht hatte sie die Arbeit ja auch nur auf 30 Minuten konzipiert?). Es wurden manche Kinder nicht fertig, andere hatten keine Zeit mehr, die Arbeit noch mal durchzulesen (genau das stand dann unter der Arbeit „Du solltest in Zukunft die Arbeit noch mal gründlich durchschauen“ – ha ha!)…
Die Eltern eines Jungen, dem die Zeit nicht ausgereicht hatte, die Aufgaben zu lösen, gingen zur Rektorin Frau L´école-c´est-moi und stellten sie zur Rede. Sie stritt es natürlich rundweg ab und was gilt schon das Wort eines Schülers gegen das der Rektorin?! Die Kinder selbst thematisierten das Zuspätkommen der Rektorin Frau L´école-c´est-moi ebenfalls noch mal im Unterricht, wo sie es zunächst wieder abstritt. Doch dann geschah das Unglaubliche: Ein Kind der Klasse stand auf und sagte: „Ich weiß aber ganz genau, dass Du 15 Minuten zu spät gekommen bist!“. Darauf meldeten sich noch 3 – 4 andere Kinder zu Wort, die ebenfalls sicher waren, dass die Rektorin Frau L´école-c´est-moi so viel zu spät kam. Jetzt – endlich - gab sie es zu und versprach, dass es nicht wieder vorkommen solle. Soviel zu der Präambel in der selbst verordneten Erziehungsvereinbarung: "Wir erziehen unsere Kinder zu Ehrlichkeit, Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft, Höflichkeit, Respekt, Selbstständigkeit und Eigenverantwortung“ [Aus der Präambel der Erziehungsvereinbarung]

Es kam u.a. auch der Musikunterricht von Frau Taktstock zur Sprache. So geschah es wohl immer wieder, dass Kinder, die etwas nicht gut konnten (z.B. Glockenspiel vorführen) vom Rest der Klasse ausgelacht wurden, ohne dass daraufhin von Frau Taktstock eingeschritten wurde – mit dem Ergebnis, dass der „Prüfling“ natürlich immer panischer wurde und die Note entsprechend ausfiel…
"Wir, die Schule, unterstützen die Kinder bei ihrer umfassenden Entwicklung, ihren individuellen Fähigkeiten und fördern ihr Selbstbewusstsein und ihren natürlichen Wissensdrang."
[Punkt 2 der Erziehungsvereinbarung]
"Wir, die Schule, sorgen für ein Umfeld, das dem Kind Geborgenheit, Anerkennung, Vertrauen und Sicherheit bietet." [Punkt 5 der Erziehungsvereinbarung].
"Wir, die Schule, sorgen für eine angenehme Lernumgebung."
[Punkt 6 der Erziehungsvereinbarung]

Ein weiteres unglaubliches Ereignis ereignete sich ebenfalls bei Frau Taktstock: Bei dem (seit mindestens vier Jahren identischen…) Musiktest über Mozart und die Zauberflöte spickte ein Junge (er holte sein Heft heraus und schaute die Antwort zu letzten Frage nach). Frau Taktstock bemerkte nichts von dem Ganzen und sammelte die Arbeitsblätter ein. Die Lehrerin bemerkte nichts von dem Spicken, wohl aber die Mitschüler. Und diese gingen in gewohnter Manier zur Lehrerin und teilten es ihr mit. Frau Taktstock fragte den Bösewicht, ob er gespickt habe, dieser war so ehrlich und gab es zu. Daraufhin wurde sein Test mit einer 6 benotet…

Als die Eltern zur Lehrerin gingen und nachfragten, ob das so rechtens sei (abgesehen davon, dass Spicken natürlich verboten ist, aber ja wohl von der Lehrerin entdeckt werden muss!) und wie sie gedenke, die Petzen zu bestrafen, bekamen sie zur Antwort: „Das ist nicht gepetzt, das ist Zivilcourage!“

Am nächsten Tag ging eine "fürsorgliche" Mutter, die auf dem Elternstammtisch nicht anwesend war, zur Rektorin und informierte diese, dass ein solcher stattgefunden habe. Obwohl ein Elternstammtisch keine konspirative Sache ist und auch offiziell in der Schule eingeladen wurde, regte sich Rektorin Frau L´école-c´est-moi sehr darüber auf, dass sie als Klassenlehrerin nicht dazu eingeladen wurde…

Im Januar war sie ja noch über die Maßen beschäftigt, dass sie zu keinem eingeforderten Elternabend kommen konnte und nun wollte sie auf einen popeligen Elternstammtisch? Oder steckte die Angst dahinter, dass sich die Eltern konspirativ zusammenraufen und eventuell etwas aushecken könnten, von dem sie nichts wußte?

Nach den Osterferien verließ das in den Augen von Frau Nie-Nix-Gut „schwärzeste“ Schaf die Klasse und folgte der ehemaligen Klassenkameradin in die private Grundschule. Ein weiteres Kind ist auf der nahe gelegenen Walddorfschule angemeldet und wird sofort nachdem es dort einen Platz erhält, wechseln (das wird – wie wir jetzt wissen - nach den Sommerferien zur vierten Klasse sein).

Nach den Osterferien entspannte sich die Lage insofern, als Frau Nie-Nix-Gut erstmal krank war… Insgesamt liefen jedoch sowohl in Mathe als auch Deutsch noch etliche Dinge, die in das Bild des gesamten Schuljahres passten.

Ein paar Wochen vor Schuljahresende fiel der Rektorin Frau L´école-c´est-moi auf, dass die Klasse das Kleine Einmaleins verlernt hatte. Das wunderte mich nun nicht so sehr, denn es ist bei mir zumindest nicht angekommen, dass es in der Schule regelmäßig geübt worden wäre… Und so wurden Schüler wie Eltern aufgefordert, kräftig zu üben. Ist es eigentlich zu viel verlangt – oder etwa zu „pädagogisch hinterwäldlerisch“, dass in der Schule solche elementaren Dinge eingeübt werden (auch bei den großen Geschwistern musste das zuhause geübt werden!)? Sind 5 -10 Minuten Kleines Einmaleins am Anfang einer jeden Stunde um Gelerntes frisch zu halten, pädagogisch so hirnrissig? Natürlich haben wir uns hingesetzt und mit unserem Sohn geübt, denn wir wollen ja, dass er es kann, aber ist es nicht Job der Lehrer, den Kindern solche elementaren Dinge nachhaltig beizubringen?

Etwa vier Wochen vor den Sommerferien kam eine der 7 unterrichtenden Lehrerinnen in die Klasse und teilte ihr mit, dass sie die Kinder in der 4. Klasse übernehmen werde. Ein Aufatmen ging durch die Klasse und die Elternschaft – diese Lehrerin ist erfahren, hat einen guten Ruf in vielerlei Hinsicht und kennt die Kinder von ihrer einen Wochenstunde her wenigstens den Namen nach. Auch wenn die Kinder sich in kürzester Zeit auf sie einstellen müssen und sie selbst innerhalb von vier Monaten die Kinder im Hinblick auf ihre Schullaufbahnempfehlung beurteilen muss, ist dies doch ein neuer Silberstreif am Horizont, der hoffentlich nicht erlischt…

2007-06-28

12. Akt III - b

Pädagogische Sternstunden und vertretungstechnische Meisterleistungen - Akt III - b

Doch nun zu der inhaltlichen Seite des Unterrichts von Frau Nie-Nix-Gut:
Zunächst einmal – und das war durchaus begrüßenswert – hatte Frau Nie-Nix-Gut sehr hohe Ansprüche, die sie versuchte umzusetzen nach den Unterrichtsausfällen war ja auch eine Menge nachzuholen). Das Problem war, dass sie sich nicht groß darum kümmerte, was in der Klasse vorauszusetzen war. Nachdem sie in einem Merkblatt zur Aufsatzvorbereitung nur lateinische Begriffe wie Nomen, Adjektiv, Verb… benutzte, machte ich sie darauf aufmerksam, dass diese Begriffe noch nicht als „gelernt“, höchstens als „erwähnt“ vorauszusetzen seien und dass sie nicht davon ausgehen könne, dass alle Eltern diese Begrifflichkeiten kennen. „Da muss ich mal in dem Regelheft der Kinder nachschauen, ob da was drinssteht!“ Gute Idee, tun Sie das, Frau Nie-Nix-Gut!


Ihr Unterricht war wie eine kalte Dusche nach dem Larifarideutschunterricht vom ersten halben Jahr, aber die Klasse hatte eigentlich ein gutes Niveau gehabt die ersten beiden Jahre, so dass ihr Anspruch sicher kein Problem gewesen wäre – hätte sie nicht außerdem so gnadenlos benotet!

Ein Beispiel: In einem Grammatiktest über das Imperfekt wollte sie zum Einstieg wissen, was das Imperfekt beschreibe. Als Antwort wollte sie ausschließlich ihre Vorformulierung hören: „Ein abgeschlossenes Ereignis“. Besonders griffig für Drittklässer, oder? Mein Sohn schrieb (unelegant aber richtig): „Das was schon war“ – und bekam für diese inhaltlich richtige Aussage 0 Punkte! Ich konnte das nicht fassen, buchte – mal wieder einen - Termin und wollte über die Bepunktung aufgeklärt werden. Frau Nie-Nix-Gut hätte sich lange überlegt, ob sie dafür 0 oder einen halben Punkt geben sollte, aber sie hätten in der Klasse lange über Regeln für das Imperfekt (sie meinte damit ihre Formulierungen) geredet, und die Schüler sollten dies auch auswendig lernen, deshalb habe sie sich entschlossen, keinen Punkt zu geben. Ich entgegnete: „Selbst wenn ein Kind es schafft, diese abstrakte Formulierung auswendig zu lernen, und selbst wenn es diese Formulierung noch an die richtige Stelle im Lückentext einsetzt, können Sie immer noch nicht beurteilen, ob es verstanden hat, was es schrieb. Den Sachverhalt in eigenen Worten niederzuschreiben ist die größere Transferleistung und die benoten Sie mit 0 Punkten!“ – Schweigen im Walde…


Auffällig an ihrer Benotung war auch, dass just jene „schwarzen, unruhigen Schafe“, unabhängig welche Noten sie zuvor hatten, meistens ziemlich schlecht bei Frau Nie-Nix-Gut wegkamen, während unauffällige oder stromlinienförmigere Kinder tendenziell eher gut dastanden.
In ihrem ersten Aufsatz wurde das offensichtlich: Dieser war eine Personenbeschreibung. Für Drittklässer nicht ganz einfach, für meinen Sohn schon erst recht nicht, denn Aufsatzschreiben ist nicht so sein Ding… So übten wir nach den Vorgaben von Frau Nie-Nix-Gut ausführlich Satzumstellungen, Verwendung möglichst unterschiedlicher Verben, etc. Heraus kam eine 3-. Nun, für eine Eins hielt ich diesen Aufsatz auch nicht, aber eigentlich hatte mein Sohn doch im Wesentlichen die Dinge beachtet, die zu beachten waren. Ich durfte mir den Einseraufsatz (1-) eines Mitschülers zum Vergleich ausborgen, ein lieber netter Junge, brav und unauffällig und schon lange Klassenbester. Als ich nach dem ersten Durchlesen keine großen Unterschiede feststellen konnte, machte ich mir die Mühe einer grammatikalischen Analyse nach den Vorgaben, wie sie Frau Nie-Nix-Gut haben wollte – beide Aufsätze standen sich (außer in den 2 Noten Unterschied) in Nichts nach! So ging ich erneut zu Frau Nie-Nix-Gut, gab ihr ununterschrieben den Aufsatz meines Sohnes zurück und bat sie, die beiden von mir analysierten Aufsätze nochmals durchzulesen, vielleicht auch zusammen mit einer anderen Kollegin, denn im Vergleich wäre ich mit der Note nicht einverstanden und bat sie, sich mit mir nach den Osterferien diesbezüglich in Verbindung zu setzen. Sie war natürlich in einem Dilemma: Den einen Aufsatz schlechter benoten, darf sie nicht, den meines Sohnes besser zu benoten ist heikel, denn wenn das herauskäme, stünden 10 weitere Schüler da die ebenfalls… Bliebe noch, den gesamten Aufsatz zu wiederholen, doch dafür reichte die Zeit nicht mehr und wäre auch den Schülern nicht zu gönnen gewesen… Lange Rede, kurzer Sinn, sie hatte sich die beiden Aufsätze mit einer anderen Lehrerin angeschaut und sich entschlossen, die Note nicht zu verändern. Sie gab mir darüber nicht Bescheid, ich erfuhr es auf Nachfrage beiläufig bei meinem Sohn. Bei dem erbetenen neuerlichen Treffen gab sie zu, dass die 1- keine 1- und die 3- keine 3- sei, dass die beiden Aufsätze sich notenmäßig annäherten. Ich gab ihr daraufhin zu verstehen, dass ich eine Berücksichtigung dieses Umstandes bei der Zeugnisnote erwarte…
Wie gesagt, wir hatten stark den Eindruck, dass sich auch das Schülerverhalten in den Noten wieder spiegelte, was Frau Nie-Nix-Gut natürlich kategorisch abstritt.


Es war aber auch in manchen Teilen fehlende fachliche Kompetenz, v.a. beim Aufsatzkorrigieren bei ihr festzustellen. Zwei Beispiele: Sie strich in einem Aufsatz einen Grammatikfehler an wo keiner war, bzw. bewertete die falsche Form als richtig (was natürlich unter dem Stichwort „grammatikalisch richtige Sätze“ in die Benotung einging), beim 2. Aufsatz bemängelte sie ein Stilmittel, das zur Spannungssteigerung diente, forderte aber im nächsten Atemzug Spannungssteigerung ein…


Es kostete so viel Energie, sich ständig auf die Weise mit Frau Nie-Nix-Gut auseinanderzusetzen (ich hätte es ja auch sein lassen können, aber da ich „vom Fach bin“, ging es mir dermaßen gegen den Strich, dass eine noch nicht ausgebildete Lehrerin unsere Kinder / meinen Sohn auf die Art und Weise benoten darf, selber jedoch pädagogisch wie auch immer wieder fachlich völlig daneben greift – und dass uns die Schulbehörde eine solche, nicht ausgebildete Kraft zumutet!), so dass auch wir konkret mit dem Gedanken spielten, unseren Sohn auf eine andere Schule wechseln zu lassen…



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2007-06-27

11. Akt III - a

Pädagogische Sternstunden und vertretungstechnische Meisterleistungen - Akt III - a

Wie würden Sie den Satz „Wir haben eine Lehrerin für Ihre Klasse gefunden!“ verstehen? Nun, ich verstand ihn so, dass zumindest bis Schuljahresende, vielleicht sogar auch bis Ende der 4. Klasse eine Lehrerin gefunden wurde, die die Hauptfächer, sowie die Klassenleiteraufgaben, die durch den Ausfall von Frau Mausgrau-Unsichtbar vertreten oder nicht mehr wahrgenommen wurden, dafür zuständig sein würde. Denn Ähnliches hatte ich bei meinem Ältesten erlebt, bei dem in der 1. Klasse die Lehrerin wegen Krankheit ebenfalls nach den Herbstferien ausfiel, nach Chaos und jeder Menge neuer Feuerwehrlehrerinnen aber wenigstens ab dem neuen Halbjahr ein neues männliches(!) Exemplar von Lehrkörper die Klasse eineinhalb Jahre übernahm - und dann wieder ging, dorthin, wo er einen vollen Vertrag bekam…

Doch schon der erste Schultag des neuen Halbjahres riss all die, die Hoffnung auf ein einigermaßen „normales“ 2. Halbjahr hatten, aus ihren Träumen: Die neue Lehrerin war nur für 11 Stunden an unserer Schule, unterrichtete in unserer Klasse nur Deutsch und sollte mit der Rektorin zusammen Klassenleiterfunktionen übernehmen. Insgesamt hatten unsere Kinder 7 verschiedene Lehrerinnen, in jedem Fach eine andere und in Kunst zwei – wow das ist doch die beste Vorbereitung für Drittklässer auf die weiterführende Schule, nicht wahr?!

Doch wer war sie nun, diese neue Lehrerin, die uns die Schulbehörde schickte? Sie hieß Frau Nie-Nix-Gut, erschien nicht wesentlich älter als Frau Rühr-mich-nicht-an und wartete – ebenfalls wie diese - auf ihr Referendariat und besaß keinerlei pädagogisch-praktisches Handwerkszeug, dafür jedoch die untrügliche pädagogische Intuition, die Kinder mit „Lautstärke“ und Strafarbeiten zu motivieren… Mit Frau Nie-Nix-Gut hatten wir also – dank der Schulbehörde – den goldenen Griff getan!

Wie Sie vielleicht noch aus eigener Erfahrung wissen, werden neue Lehrer/innen erst einmal von den Kindern getestet, um herauszufinden, wo hier die Grenzen liegen – so auch bei Frau Nie-Nix-Gut.


Im Grenzen testen stellen sich normalerweise die Jungen als „beharrlicher“ heraus, während die Mädchen eher unauffälliger „aus der Tiefe des Raums heraus“ wirken. Das hatte schnell zur Folge, dass insbesondere verschiedene Jungs auf der „schwarzen Liste“ standen. Diese wurden regelmäßig mit Strafarbeiten bedacht, deren Schrift auch oft noch benotet wurde in einer Weise, dass es bei anderen Kindern im Vergleich als Schriftnoten Siebener, Achter und Neuner hätte geben müssen.

Es folgten auch Anrufe der Lehrerin (die selbst wiederum bei den Eltern nicht ihre Telefonnummer hinterließ) die z.B. zum Inhalt hatten: “Ihr Sohn schwätzt momentan sehr mit seinen Nachbarn, - ist sehr unaufmerksam, - macht seine Schulaufgaben unvollständig oder unordentlich –vielleicht könnten Sie ihm mal ins Gewissen reden“…
Wenn ich in solchen Fällen schlagfertiger wäre, hätte ich beim wiederholten Anruf wahrscheinlich geantwortet: „Mein Sohn hilft mir nicht nach meinen Vorstellungen bei der Haus- und Gartenarbeit – könnten Sie, Frau Nie-Nix-Gut, vielleicht mal mit ihm reden?“ – aber so was fällt mir leider erst immer hinterher ein...
Verflixt noch mal, es ist doch nicht mein Job, die ich sowieso Diktate, Aufsätze, kleines Einmaleins daheim in Häppchen serviere, in pädagoisch interessante Einheiten umzusetzen versuche, mich auch noch um den Unterricht zu kümmern, wenn es um solche berufsspezifischen Angelegenheiten geht!

Es stellte sich schnell heraus, dass Frau Nie-Nix-Gut außer Strafarbeiten und Schreien, Verbote keine Ideen hatte, wie sie mit der Klasse arbeiten konnte.
Bei einem solchen Unterrichtsstil teilt sich die Klasse erfahrungsgemäß in zwei Gruppen: die, die den Kopf einziehen und versuchen, möglichst unauffällig zu scheinen und diejenigen, die das nicht tun, weil sie sich nach kurzer Zeit ohnehin als Sündenböcke begreifen – und es dann sind und bleiben. Besonders auf Christoph hatte sich Frau Nie-Nix-Gut „eingeschossen“, ihn, der ein aufgeweckter freundlicher Junge (eben kein unauffälliges Mädchen) ist, bezeichnete Frau Nie-Nix-Gut der Mutter gegenüber als „verhaltensauffällig“...
Sowohl bei ihm, als auch bei den anderen „schwarzen Schafen“ hatte man den Eindruck, dass sich das Verhalten nicht nur in Strafarbeiten, sondern auch in den Noten niederschlug. Doch zu der inhaltlichen Seite des Unterrichts von Frau Nie-Nix-Gut komme ich später, hier erst mal noch ein Beispiel ihrer pädagogischen Qualitäten:

Die Klasse hatte zur 2. Stunde Schule, sollte in eben der 2. Stunde bei Frau Nie-Nix-Gut ein Diktat schreiben, ging – angeblich entgegen den Richtlinien – aber schon vor dem Klingeln in das Klassenzimmer. Dort spielten 6 Jungs und ein Mädchen – sicher entgegen den Richtlinien – Fußball. Es passierte nichts und irgendwann hallte ein Schrei „Sie kommt“ durch den Raum, alle setzten sich, ohne zu vergessen, den Ball vorher auf seinen Platz zu legen. Frau Nie-Nix-Gut schritt in das Klassenzimmer und jetzt hatten, wie das mittlerweile in der Klasse eingebürgert war,die Petzen ihren Auftritt und brachten das Fußballspielen bei Frau Nie-Nix-Gut an. „Wer war das“, fragte Frau Nie-Nix-Gut. Die 6 Jungs meldeten sich, das Mädchen nicht. „Das gibt eine saftige Strafarbeit“, sagte Frau Nie-Nix-Gut während sie die Namen der Kinder aufschrieb. Nach diesem Vorspiel folgte das Diktat – man kann sich ausmalen, wie das bei den Betroffenen ausfiel, aufgewühlt wie sie waren…
Nach dem Diktat meldeten sich Mitschüler und wiesen darauf hin, dass das eine Mädchen auch noch mitgemacht hatte. Das Mädchen jedoch leugnete standhaft und so entschied Frau Nie-Nix-Gut, dass die aufgeschriebenen Jungen, nicht aber das Mädchen, die Strafarbeit machen mussten – sie hat offensichtlich seherische Fähigkeiten, denn dabei war sie schließlich nicht.

Drei Dinge hat mein Sohn aus dieser Episode gelernt:
  • 1. Petzen ist gut, denn es macht dich beim Lehrer beliebt, lässt andere „alt“ aussehen und wird auch nicht bestraft.
  • 2. Lügen kann Vorteile mit sich bringen, denn wenn es gut geht, brauche ich das Verbockte nicht auszubaden.
  • 3. Mädchen werden sowieso anders behandelt als Jungs.

(LINK: Böse Buben, brave Mädchen)
Die Eltern der betroffenen Kinder waren sichtlich erbost über dieses Vorgehen, ließen diese dennoch die Strafarbeit schreiben (die benotet werden sollte), schrieben jeweils ihrerseits einen „Protestbrief“ – wir würden heute noch auf eine Reaktion warten, wenn wir nicht von uns aus zu Frau Nie-Nix-Gut gegangen wären – eigentlich doch ein Gebot des Anstands, sich mit den Eltern in Verbindung zu setzen – oder bin ich da angsichts der Jugend von Frau Nie-Nix-Gut von gestern?!



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2007-06-26

10. Akt II -c

Pädagogische Sternstunden und vertretungstechnische Meisterleistungen - Akt II - c

Doch da, plötzlich, tauchte, unbemerkt von fast allen, kurz vor den Weihnachtsferien ein Silberstreif am Horizont auf: Eine neu zugezogene Grundschullehrerin, die die ganze Zeit im Mutterschutz war, fragte bei ihrer Nachbarin - einer Mutter unserer Klasse - an, wie das hier in Altrip so sei, ob Lehrer an der Grundschule gebraucht würden…

Die besagte Lehrerin meldete sich bei der Rektorin Frau L´école-c´est-moi um ihren schnellen Einsatz in der für alle Beteiligten prekären Situation anzubieten. Griff die Rektorin sofort zum Hörer, um mit der vorgesetzten Schulbehörde zu reden? Setzte sie alle Hebel in Bewegung, um diesen Strohhalm zu ergreifen? Hm, was es bedeutet, alle Hebel in Bewegung zu setzen, ist sicherlich eine Definitionssache; was die Rektorin Frau L´école-c´est-moi darunter verstand, war, die potentielle Lehrerin darauf hinzuweisen, dass sie sich an die vorgesetzte Schulbehörde wenden solle…
Das versuchte diese Lehrerin dann auch, doch die Vorboten der Weihnachtsferien hatten offensichtlich schon die vorgesetzte Schulbehörde erreicht und irgendwie ist es ihr nicht gelungen, zu den entscheidenten Beamten vorzudringen (oder waren es doch eher bürokratische Hürden, die der Amtsschimmel nicht schaffte?). So erlosch der Silberstreif ohne dass es überhaupt von jemandem, v.a. von der Mehrheit der Elternschaft, bemerkt worden wäre im Nirwana von Schulferien und Bürokratendschungel. Und weiter ging es wie zuvor.

Das Befremden mancher Eltern ob der schulischen Situation wuchs immer mehr und diese forderten die Elternsprecherin auf, einen Elternabend mit der Rektorin Frau L´école-c´est-moi einzuberufen (was die Eltern – und offensichtlich auch die Elternsprecherin- nicht wussten, war die Tatsache, dass ein Elternabend immer von dem Elternsprecher einberufen wird, auch durchaus ohne Lehrer/in, wenn´s denn sein muss).

Kurze Zeit später teilte die Elternsprecherin in einem von ihr verfassten Gedächtnisprotokoll des Gespräches mit, die Rektorin habe keine Zeit für einen solchen Elternabend. Dazu muss man anmerken, dass die Rektorin sehr wohl Zeit fand, in diesen Tagen einem Elternabend mit Pfarrer Gottlieb beizuwohnen, der alle Jahre wieder stattfindet, wegen dessen „individueller Unterrichtsmethoden“, den dieses Jahr von den Eltern aber so gut wie niemanden interessierte …

Auch deshalb wendeten sich die Eltern im Januar wieder an die Schulbehörde und fragten, ob diese einen Elternabend mit Rektorin veranlassen könnte. Die Beamtin zeigte sich erstaunt, dass noch keine Information an die Eltern weitergegeben wurde und gab bis Ende Januar Frist, wenn dann noch nichts passiert sei, sollten wir noch mal Bescheid geben. Ganz offensichtlich muss sich die Schulbehörde mit der Rektorin Frau L´école-c´est-moi in Verbindung gesetzt haben, denn diese kündigte „demnächst“ einen Elternabend an – aha!

Einige Anrufe bei der Schulbehörde später erhielten wir die befreiende Botschaft: „Wir haben eine Lehrerin für Ihre Klasse gefunden! Sie wird ab Anfang Februar eingesetzt!“ Ein Aufatmen ging durch die Reihen der Eltern, sie waren vorsichtig beruhigt, warteten auf den versprochenen Elternabend und hielten weiter still. So verging zwar mehr schlecht als recht die Zeit bis zum Halbjahreszeugnis, einige Male waberte auch das Gerücht durch die Sphäre, dass Frau Mausgrau-Unsichtbar wiederkäme, doch alle warteten auf das neue Halbjahr mit der neuen Lehrerin, die sicherlich alles zum Guten wenden würde…

Nach diesem doch hoch motivierenden ersten Halbjahr verließ das erste Kind dieser Klasse die Schule und wechselte auf eine private Grundschule in der nächstgelegenen Stadt. Die Mutter erzählte mir, bei dem Mädchen sei eine Teilleistungsschwäche festgestellt und sie sei mit dieser Klassensituation völlig überfordert. Sie habe über Wochen hinweg jede Nacht Alpträume wegen der Schule gehabt, so dass die Eltern handeln mussten. Da sie – nach allem, was bisher lief - an der hiesigen schulischen Situation keine Änderungen zum Positiven erwarteten, wählten sie den Schulwechsel, obwohl dieser jede Menge Fahrerei, Zeitaufwand und Kosten mit sich bringt.
Doch der Schulwechsel hatte zumindest dies zum Ergebnis, dass die Alpträume nach einer Woche in der neuen Schule vorbei waren - und sie Akt III nicht miterleben musste …


9. Akt II b

Pädagogische Sternstunden und vertretungstechnische Meisterleistungen - Akt II - b

In die Aera von Frau Rühr-mich-nicht-an fiel eine Sachkundearbeit der besonderen Art: In dieser Arbeit – sie handelte von Zug- und anderen Vögeln und hatte einen Stoffumfang von ca. 12 vollen Arbeitsblättern, wurden Antworten erwartet, die gar nicht abgefragt wurden. So reihte sich bei vielen Kindern ein rotes „Warum?“ nach dem anderen an den Korrekturrand. Manche Eltern durchschauten, dass die Fragen nicht zu den Antworten passten und wagten es, sich darüber zu beschweren. Auch ich schrieb einen Brief an Frau Rühr-mich-nicht-an, mit der Bitte, mir die Ansprüche der Arbeit zu erklären- keine Reaktion. So ging ich am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien in die Schule, um eine Antwort zu erhalten. Mit vor der Brust verschränkten Armen, den Blick nur nicht auf mich gerichtet, begegnete mir Frau Rühr-mich-nicht-an (ein zierliches Wesen, kaum größer als die zu unterrichtenden Kinder) und teilte mir mit, sie habe die Arbeit nicht konzipiert, das waren 2 Lehrerinnen des hiesigen Lehrkörpers (darunter die Rektorin Frau L´école-c´est-moi), sie habe sie nur korrigiert wie vorgesehen (und das noch eigentlich sehr positiv), sie könne nichts sonst darüber sagen. Wer konnte etwas dazu sagen? Nach den Weihnachtsferien kam ein Brief von der Rektorin Frau L´école-c´est-moi, die Arbeit werde noch mal durchgeschaut, und ggf. bei einzelnen Schülern korrigiert. Dabei blieb es – obwohl mir viele „Warum?“-korrigierte Schüler bekannt sind, wurde bei keinem die Note verändert…

Ansonsten – Funkstille von Seiten der Schulleitung…

Die Klasse hatte mittlerweile beinahe 3 Monate mit wechselnden Vertretungslehrern verbracht, von denen natürlich keiner eine Klassenleiterfunktion einnahm. So entwickelte sich das Klassenklima immer mehr zu einer eigenen Angelegenheit: Hänseln, Petzen, das Gesetz des Stärkeren setzten sich durch…

Über diese Entwicklung beunruhigt und über das Schweigen der Schulleitung befremdet liefen weiterhin die Drähte zur Schulbehörde heiß. Dort teilte man uns mit, vor Halbjahresende sei überhaupt nichts zu machen, da Frau Mausgrau-Unsichtbar ja nach wie vor nur kurzzeitig krankgeschrieben werde… Erst ab Februar (2. Halbjahr) gäbe es vielleicht die Möglichkeit, eine neue Lehrerin zu bekommen, falls Frau Mausgrau-Unsichtbar bis Februar nicht zurück sei. „Aber“, so versicherte man mir mit trauriger Stimme, „momentan ist der Lehrermarkt ja wie leergefegt, es gibt überhaupt keine Lehrkräfte. Sie können sich glücklich schätzen, nicht im Hinterland zu wohnen, denn da gehen die Lehrkräfte ja gar nicht gern hin. Überhaupt können Sie eigentlich froh sein, dass die vier dritten Klassen ihrer Schule nicht zusammengelegt wurden…“. Mir lag ja auf der Zunge zu erwiedern, das sei für die Kinder wohl das Beste gewesen! Außerdem schien es mir noch dunkel bekannt zu sein, dass Lehrer kraft ihres Amtseides hingeschickt werden können, wo der Staat sie haben will??? Im Übrigen wundert es mich nicht, dass in unserem Bundesland noch weniger Lehrer zu finden sind als anderswo: bei uns bekam man die ganze Zeit als frisch ausgebildeter Grundschullehrer höchstens ein Dreiviertel Deputat, oder Feuerwehrverträge, o.ä. während die Bundesländer um uns herum an den Landesgrenzen große Schilder aufstellten mit der Aufschrift: „Kommt alle zu uns, hier kriegt ihr volle Verträge mit Festanstellung“… Mehrere Grundschullehrer/innen habe ich auf die Weise kommen und v.a. wieder gehen sehen und es waren nicht die Schlechtesten darunter…


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2007-06-24

8. Akt II a

Akt II - a
Frau Mausgrau-Unsichtbar wurde immer nur für maximal 3 - 4 Wochen krankgeschrieben. Auch ich weiß, dass ein Arzt heutzutage angehalten ist nur für kurze Zeit eine Krankschreibung auszustellen, doch das hat zur Folge, dass keine „feste Ersatzlehrerin“ angefordert, bzw. eingestellt werden kann. Ehrlich gesagt, kann ich auch nicht ganz nachvollziehen, dass man mit dieser Diagnose über Monate hinweg nur für 3-4 Wochen eine Krankschreibung erhalten kann, wo doch klar ist, dass Schonung, Reha und Ähnliches anstehen…??!! Jedenfalls rief Frau Mausgrau-Unsichtbar immer pünktlich nach 3 oder 4 Wochen montags vorm Unterricht an und meldete sich für eine weitere Runde ab.

Dieses Vorgehen, das bis zum Halbjahresende andauerte, brachte das Lehrerkollegium, allen voran die Rektorin Frau L´école-c´est-moi zum Rotieren, denn die Klassenleiterstunden von Frau Mausgrau-Unsichtbar mussten schließlich „irgendwie oder auch nicht“ vertreten werden. „Irgendwie“: die Rektorin Frau L´école-c´est-moi übernahm Mathe und Deutsch, Sachkunde wurde von wechselnden Lehrerinnen (Lehrer gibt es an unserer Grundschule keine mehr) vertreten und die „Nebenfächer“ ereilte ein Nebenfach-Dasein; „oder auch nicht“ bedeutete, dass in der Zeit von Oktober bis Ende Januar über 40 Stunden ganz ausfielen.
„Irgendwie“ bedeutete aber auch, dass Deutsch und Sachkundearbeiten nach wie vor von Frau Mausgrau-Unsichtbar korrigiert wurden – war sie nicht eigentlich krank? Diese Korrekturumwege hatten den apparten Effekt, dass weder Schüler noch Eltern Rückfragemöglichkeiten zu den Arbeiten hatten, denn selbstverständlich bekamen wir bei dem zurückgezogenen Lebensstil von Frau Mausgrau-Unsichtbar nie eine Telefonnummer zu Gesicht, noch wussten wir, wo sie wohnt (wir wussten nur, nicht in unserem Ort, denn schließlich wurde sie in gesunden Zeiten ja immer 5 Minuten vor 8 Uhr 6 km vorm Orteingang gesichtet…). Der Matheunterricht verlief nun in einigermaßen geregelten Bahnen, der Deutschunterricht jedoch beschränkte sich häufig nur noch auf das Ausfüllen von Lückentexten – was meinem ohnehin schreibfaulen Sohnemann gut zu pass kam…

Während sich das Lehrervertretungskarussell in unserer Klasse lustig drehte (manchmal schwebte auch für kurze Zeit eine Lehrerin von außerhalb herein), wurden die Eltern – oder wenigstens Teile davon – zusehens nervöser, denn obwohl Stundenausfall und Lückentexte für die süßen Kleinen vordergründig ganz erholsam waren, schaffen es Eltern eher, über den Tellerrand hinaus zu schauen und eventuelle Konsequenzen zu erahnen. Darüber jedenfalls hätten wir gerne einmal mit der Rektorin Frau L´école-c´est-moi geredet – oder doch wenigstens eine Information in Form eines Elternbriefes erhalten. Aber nichts dergleichen geschah. Eigentlich hatte sich die Schule am Anfang des Schuljahres hehre Regeln gegeben, eine Erziehungsvereinbarung gar, in der u.a. steht: „Wir, die Schule, informieren die Eltern über a. unterrichtliche Inhalte, b. die Lernentwicklung und Persönlichkeitsentwicklung c. wichtige schulische Ereignisse“. Mhm, ist so eine Situation ein „wichtiges schulisches Ereignis“? Aber wenn es doch nun überhaupt nichts zu berichten gibt, weil Frau L´école-c´est-moi ja selbst nichts Neues von der vorgeordneten Schulbehörde zu berichten weiß? Klar, dann hüllt man sich in Schweigen, denn die Lehrerschaft tut ihr Bestes, um die Kids „bei ihrer umfassenden Entwicklung, ihren individuellen Fähigkeiten und ihrem natürlichen Wissensdrang zu unterstützen“ (Erziehungsvertrag, Punkt 2).


Nichtsdestotrotz, das beharrliche Schweigen von Seiten der Schule veranlasste besorgte Eltern, bei der Schulbehörde unbedarft anzurufen, um sich selbst zu erkundigen, wie es mit der Klasse weitergehe. Zunächst einmal bekamen diese zu hören, dass nichts, aber auch gar nichts zu machen sei, um einen normalen Schulalltag für die Kinder herbei zu führen, solange Frau Mausgrau-Unsichtbar nur so kurzfristige Krankmeldungen bringe, wenigstens bis zum neuen Schulhalbjahr; da würden dann die Karten neu gemischt, was die Besetzung von Stellen betrifft. Auch die Rektorin Frau L´école-c´est-moi hat wohl versucht, eine Anordnung zu bewirken, dass Frau Mausgrau-Unsichtbar bei einem Amtsarzt vorstellig werden müsse – angeblich keinerlei Handhabe…

So gingen die Wochen ins Land und einen Monat vor den Weihnachtsferien wehte uns das Vertretungskarusell eine blutjunge Lehrerin - Frau Rühr-mich-nicht-an - herein, die immerhin bis zu den Weihnachtsferien Sachkunde unterrichten sollte. Das hätte man ja auch fast als Verbesserung ansehen können, wäre Frau Rühr-mich-nicht-an nicht unglaublich schüchtern, beinahe verängstigt gewesen und hätte sie bereits eine fertige Ausbildung gehabt… Sie befand sich stattdessen in der Warteschleife zum Referendariat, und sollte, von der Schulbehörde geschickt, mal fix bei uns aushelfen. Unsere Kinder hat es gefreut, denn in den Stunden von Frau Rühr-mich-nicht-an bestimmten sie, wo es langging, die Phonzahl war so hoch wie in den Pausen – was will man als Schüler mehr?

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2007-06-23

7. Akt I

Pädagogische Sternstunden und vertretungstechnische Meisterleistungen - Akt I
Irgendwann in den letzten Wochen des Schuljahres ereilte uns die Nachricht, Frau Mausgrau-Unsichtbar würde unsere Klasse übernehmen. Viele von den Eltern kannten diese Lehrerin nicht, da sie noch keine älteren Kinder in der Grundschule hatten und Frau Mausgrau-Unsichtbar irgendwie auch nicht auffiel, und so holte man sich Informationen von „altgedienten Kennern der Szene“… „Dienst nach Vorschrift, keine Ausflüge, kein Landschulheim, hat bei der letzten Projektwoche (vor 4 Jahren…) als Einzige nichts besonderes gemacht, vom alten Schlag, vermittelt solide Kenntnisse, wenn auch nur das Minimum des Verlangten“ – das war die Bandbreite der Auskünfte. Vielleicht stand unseren Kindern nach zwei Jahren Engagement ja auch einfach mal das Gegenteil zu (damit die Statistik wieder stimmt) und wenn sie solide Kenntnisse vermittelt bekommen, die sie auf die weiterführende Schule vorbereiten, ist es ja vielleicht auch in Ordnung…
Wir hatten keine Ahnung, wie „gut“ diese Vorbereitung für unsere Kinder ausfallen sollte…

Die 3. Klasse begann und wenn man die Kinder fragte, wie Frau Mausgrau-Unsichtbar denn sei, bekam man meistens die Antwort: „Ja, ok…“.
Nach ca. 4 Wochen sagte mein Sohn beim Mittagessen: „Mama, Frau Mausgrau - Unsichtbar kommt immer zu spät in den Unterricht.“ – „Was meinst Du denn mit „zu spät““, fragte ich nach. „Na ja, so 10 Minuten etwa…“ Mein Sohn war bereits sehr gut in der Lage, die Uhr zu lesen, die unübersehbar im Klassenzimmer hing. Den Verdacht, dass in dieser Schule die Lehrer/innen häufig zu spät kommen, hatte ich schon länger, denn wann immer (na gut, fast immer – insb. bei der Vorgänger-Lehrerin ist mir diesbezüglich nichts aufgefallen) ich meinen Kindern etwas in die Schule nachgetragen habe, musste ich feststellen, dass Pünktlichkeit keine große Zierde war an unserer Grundschule…
Angesichts der Tatsache, dass Frau Mausgrau-Unsichtbar gerade damit begonnen hatte, Striche für nicht erledigte Hausaufgaben einzuführen (bei 3 Strichen eine 6…), kam mir folgende Idee in den Sinn, die ich meinem Sohn vorschlug der Lehrerin zu unterbreiten: „Weißt Du was, schlage Frau Mausgrau-Unsichtbar doch folgenden „Handel“ vor: Wenn sie mehr als 3 Mal die Woche zu spät kommt (diese Strichliste müsstet ihr führen), dann wird eine Hausaufgabe gestrichen!“ Zunächst war sich mein Sohn nicht ganz sicher, ob er ihr diesen Handel vorschlagen solle, dann fand er es offensichtlich doch ziemlich gerecht (v.a. im Hinblick auf die Strichliste von Frau Mausgrau-Unsichtbar) und wagte sich vor. Offensichtlich zu weit, denn als er am nächsten Tag nach Hause kam, war er völlig am Boden zerstört, meinte, er sage nie mehr etwas, und Frau Mausgrau-Unsichtbar käme auch nicht zu spät, sie sei ja immer schon im Haus. Ah ja! Das ist natürlich ein nicht zu entkräftendes Argument, gerade auch angesichts der Tatsache, dass die Wege vom Lehrerzimmer zum Klassenzimmer zugegebener Maßen auch extrem weit sind (eine Treppe mit 20 Stufen nach oben). Ich hatte jedenfalls Mühe, meinen Sohn, auf den ich eigentlich wirklich stolz war, moralisch wieder aufzurichten…

Kleiner Exkurs: Das Problem des Zuspätkommens von Lehrerinnen zog sich durch das ganze Schuljahr. Warteten die Kinder an der Tür oder auf dem Gang, um die Lehrerinnen als erstes zu erspähen, bekamen sie eine Strafarbeit. Sie sollten unauffällig in der Klasse warten. War die Zeit für „unauffälliges Warten“ zu lang, gab es wiederum Strafarbeiten…

Wenig später erzählte mir eine Bekannte, deren Sohn vier Jahre zuvor den Unterricht bei Frau Mausgrau-Unsichtbar erleben durfte, dieses Zuspätkommen wundere sie nun allerdings wenig, denn Frau Mausgrau-Unsichtbar begegne ihr immer 5 Minuten vor Acht etwa 6 Kilometer vor unserem Ort auf der Bundesstraße. Dafür kam ihr Sohn aber auch häufig früher nach Hause (etwa um 13.00 Uhr – 13.00 ist eigentlich Schulschluss…).
Ebenfalls am Anfang des Schuljahres wurde unserer Klasse das Merkblatt zu den einzelnen AGs ausgehändigt, wie immer mit einem Abschnitt zum Abtrennen. Schüler Christoph brachte den ausgefüllten Zettel mit in die Schule – leider jedoch ohne den Abschnitt abgetrennt zu haben. Darauf Frau Mausgrau-Unsichtbar: „Das kann ich so nicht annehmen!“ Vermutlich hatte Christoph eine Schere dabei und hätte den Abschnitt gleich abschneiden können, er nahm den Zettel jedoch mit nach Hause, trennte ihn ordnungsgemäß ab und brachte ihn am nächsten Tag wieder mit in die Schule, um ihn Frau Mausgrau-Unsichtbar auszuhändigen. Auch an diesem Tag nahm sie den Zettel nicht entgegen, nun mit dem Hinweis „Heute ist es leider zu spät, die Anmeldungen abzugeben!“


Ach ja, Noten gab es ab der 3. Klasse ja auch! Als nach Herausgabe des ersten Diktates eine Mutter ihr Kind von der Schule, am Klassenzimmer abholte, sah sie ein Mädchen herzzerreißend schluchzen, da sie eine 5 geschrieben hatte. Auf die vorsichtige, wahrscheinlich pädagogisch völlig unqualifizerte Frage der Mutter, ob man nicht vielleicht etwas sachter in die Notengebung einsteigen könne, ob es unbedingt gleich Fünfen geben müsse, meinte Frau Mausgrau-Unsichtbar, das sei nicht möglich; sie könne sich überdies nicht um die Gemütslage jedes einzelnen Kindes kümmern.

Vielleicht gab es noch weitere vertrauensbildende Maßnahmen zwischen neuer Klassenlehrerin und ihrer Klasse, die mir nicht zu Ohren kamen – oder wir hätten noch weitere erlebt, doch dazu kam es nicht mehr, denn eine Woche vor den Herbstferien wurde Frau Mausgrau-Unsichtbar krank, schwerkrank sogar. Obwohl man nichts Genaues wusste, munkelte man nach Ferienende etwas von einem Herzinfarkt…



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6. Pädagogische Sternstunden und vertretungstechnische Meisterleistungen – Prolog

[Vorbemerkung: Eigentlich wollte ich diese Erfahrungen nicht veröffentlichen, da es aber ein Jahr später eine andere Klasse in ähnlicher Weise traf, sich an der Vertretungssituation überhaupt nichts geändert hat, sowohl Schulbehörde als auch Schulleitung der Meinung sind, alles sei gut und alles richtig gemacht zu haben, keiner eigentlich mehr weiß, an wen man sich wenden soll, damit sich etwas verändert, will ich unsere Erfahrungen wenigstens hier loswerden...]

Prolog
Die 2. Klasse näherte sich ihrem Ende – die Kids hatten in den ersten beiden Jahren eine neue, junge, sehr engagierte Lehrerin, die viele Erwartungen übertraf. Die Klasse zeichnete sich durch gutes Sozialverhalten, wie durch ein hohes Leistungsniveau aus, was Eltern, die bereits ältere Kinder durch diese Grundschule schleusten, staunend zur Kenntnis nahmen.
Insgesamt wurden die Kinder gut auf die die dritte Klasse, in der es endlich Noten geben würde, vorbereitet (schon allein deshalb, weil die Lehrerin der ersten zwei Jahre nie einen Zweifel an der Benotung ließ, auch wenn es offiziell noch keine gab). Jeder wusste etwa, wo er steht, wo Stärken und Schwächen liegen, wo Defizite anzugehen sind...


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2007-06-13

5. Zurück in die Grundschule...

... und von da aus in den Gemeinderat...
Heute war die Schulleitung in die Ratssitzung gebeten worden, um Fragen zu den Unterrichtsausfällen, die anfangs des Jahres v.a. eine 1. Klasse heimsuchte, die aber Stundenstreichungen in allen Klassen zu Folge hatte, zu beantworten.

Die Schulleitung wollte auch kommen, doch die vorgesetzte Schulbehörde hat einen "Maulkorb" verhängt...!!!

Niemand anderes ist weisungsbefugt, das Ministerium, an das sich der Rat gewendet hatte, denkt nicht daran, in mehreren Wochen eine Anfrage zu beantworten; man (d.h. alle anderen, Gemeinderat, Eltern...) stehen da und können rein gar nichts machen! Was ist das bloß für ein Schulssystem, in dem alle Probleme schöngeredet oder unter den Teppich gekehrt werden??? Es bleibt wirklich nur die Alternative, mit den Füßen abzustimmen und in möglichst großer Zahl in private Schulen zu gehen!!!


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2007-06-12

4. G 8 - nein, nicht DER Gipfel... G 8 ist der Gipfel

Während momentan unter G 8 der Gipfel in Heiligendamm in aller Munde ist / war, haben wir das Vergnügen, mit dem achtjährigen Gymnasium in Baden-Württemberg Bekanntschaft zu machen.

Just während wir einerseits an der "Grundschulfront" kämpften, wurde unser Mittlerer in das achtjährige Gymnasium eingeschult, bei dem es gleich mit zwei Fremdsprachen auf einmal losgeht.
Die Möglichkeiten hierfür an unserer Schule sind Englisch / Latein, oder Englisch /Französisch.

Auf einem Elternabend im Vorfeld wollte ich wissen, mit welchem "pädagogischen Konzept" man zwei lebende Sprachen, die so unterschiedlich gesprochen und geschrieben werden wie Englisch und Französisch unterrichten wird...?
Nur der Hinweis, dass die Erfahrungen in anderen Ländern zeigten, dass dies funktioniere, kam als Antwort. Nach dem Elternabend kamen einige Fachlehrer auf mich zu und sagten hinter vorgehaltener Hand, sie hätten keine Ahnung, wie das klappen könne, sie wüssten noch überhaupt nicht, was auf sie zukäme, es sei doch vermutlich sinnvoller, Englisch und Latein zu wählen...
Für diese Kombination entschieden wir uns dann auch.


Kurz gesagt, die 5. Klasse wurde für unseren Mittleren (und z.T. auch für uns...) zur "Sprachenhölle"... 30 Vokabeln Englisch, dazu 10 in Latein waren durchaus keine Seltenheit!

Zum einen gab es für Latein und Englisch keine Lehrbücher, die für das achtjährige Gymnasium geschrieben waren. Die Lateinlehrerin sagte mir auch ohne Umschweife, dass sie den gleichen Stoff den Schülern beibringen müsse, nur dass sie eben statt 6 nur noch 4 Stunden zur Verfügung habe. Ah ja! So war das also mit dem G 8 gemeint! Wo will man bei Sprachen auch den Lehrstoff entrümpeln? Soll man ein paar Deklinationen oder Zeiten o.ä. weglassen?
Die (alten) Englischbücher wurden schulintern gekürzt; das bedeutete aber natürlich nicht, dass sich Grammatik oder Vokabeln verringerten, sondern die spielerischen Elemente (die letztlich der Vertiefung dienen), sollen nun weggelassen werden.
Die Vertiefung erledigen ab sofort die Eltern!!!

Nach allgemeinem Aufstöhnen der 5.Klässer wurde eine Umfrage in den einzelnen Klassen durchgeführt mit dem Ergebnis, dass (inklusive Schulweg) die 5.Klässer eine durchschnittliche Wochenbelastung von 47 Stunden haben, der durchschnittliche Einsatz der Eltern pro Woche betrug 4,5 Stunden. Je nach Klassenarbeitssituation konnte sich dieses Pensum erheblich erhöhen...
Psychosomatische Auffälligkeiten der Schüler waren nicht unüblich.

Wir haben in unserer Klasse die Erfahrung gemacht, ohne Eltern, die den 5.Klässern helfen, die Stofffülle in Häppchen zu servieren, die abhören, die sich Gedanken um Fragestellungen für die nächste Arbeit machen etc. läuft gar nichts! Pisa wird hier komplett bestätigt, denn Kinder aus sog. "bildungsfernem Elternhaus" haben schlichtweg keine Chance mehr!

Außerdem ist die durch das G8 auch die schulartdurchlässige Orientierungsstufe abgeschafft, denn ein Wechsel von der Realschule auf Gymnasium nach der 6. Klasse wird unmöglich.

Das alles heißt: Aussortiert wird nach 4. Klasse, keine Chance für Spätzünder oder Kinder ohne elterliche Unterstützung, und für die Eltern: reduziert Eure Arbeit, damit Ihr in der Lage seid, Eure Sprößlinge so lange zu unterstützen, bis sie "auf der richtigen Spur sind"...

Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, wird deutlich, dass die "Bildungsschere" immer weiter aufgeht! In "meinem" Gymnasium waren hauptsächlich "Arbeiterkinder"; die meisten unserer Eltern hatten weder Zeit, noch Geld, noch Voraussetzungen, uns großartig zu unterstützen - und wir haben es auch so geschafft! Heute wäre das undenkbar!

Und auch alle die, die nicht aufs Gymnasium gingen (und das waren "zu meiner Zeit" noch genügend, auch v.a. Hauptschüler) konnten mit ihrem Abschluss einen "ordentlichen Beruf" erlernen, eine Weiterbildung anstreben, hatten aber auf alle Fälle einen brauchbaren Abschluss inklusive der entscheidenten Grundkenntnisse in Mathe und Deutsch!

Wie kam es zu dieser eklatanten Schieflage während der letzten 25 Jahre???
Bildungsgerechtigkeit

Gymnasium - Schüler und Eltern überfordert

Elternumfrage zeigt wachsende Belastung der Familien durch achtjähriges Gymnasium

Evas 51 Stundenwoche


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2007-06-10

3. Der Phönix aus der Asche...

...stellte sich schon bald als ein zu früh aus dem Nest gefallener Sperling heraus... Die zugesagte "Lehrerin" war noch keine; d.h. sie befand sich in der Warteschleife zwischen 1. Staatsexamen und Referendariat. Sie sollte nun in unserer Klasse Deutsch unterrichten und gemeinsam mit der Rektorin die Klassenleiterfunktion übernehmen.

Insgesamt bekam unsere 3. Klasse jetzt 7 verschiedene Lehrerinnen (Lehrer gibt es an unserer Grundschule leider nicht mehr); für jedes Fach eine und in Kunst zwei - zur "optimalen Vorbereitung auf die weiterführende Schule".

Die neue "Deutschlehrerin" brachte das ohnehin angespannte Klima vollends zum Kochen...
Wie gesagt, sie hatte außer der PH ja noch keine Ausbildung, verfügte über kein Handwerkszeug, aber leider auch nicht über so etwas wie "intuitive Pädagogik". Sie reagierte häufig so unmöglich (das Klima von Anbringen und Lügnereien wurde nur noch unterstützt), korrigierte gnadenlos - und leider immer wieder auch mal falsch - suchte sich Sündenböcke heraus, die dann für alles verantwortlich waren, usw. Zwei Kinder verließen mitten im Schuljahr die Klasse und wechselten auf eine Privatschule, ein Kind nach diesem Schuljahr... Wir standen auch kurz vor dieser Entscheidung, entschieden uns aber für´s "Ausharren". Ob das richtig war, weiß ich nicht, denn die komplette Entmutigung, die unser Sohn in Deutsch durch diese Lehrerin erfuhr (nach sechs Wochen Unterricht bei ihr: "Mama, ich kann sowieso kein Deutsch!"), hängt ihm immer noch nach; er traut sich hier nicht sehr viel zu und dann kommt es oft, wie es kommen muss (self fullfilling prophetie)...

Was hat mich diese Frau Nerven gekostet! Ich weiß nicht mehr, wie oft ich um einen Termin bat, Briefe schrieb (auf die nie reagiert wurde), um - obwohl im Innern kochend - freundlich und konstruktiv Nachfragen zu stellen, Vorschläge zu unterbreiten... Ich gestehe: der Spagat zwischen "einfach zu lassen, weil eh nichts zu ändern ist" und einzuschreiten, weil man gewisse Dinge einfach nicht mehr hinnehmen kann, ist mir nicht gut gelungen!

Einerseits tat mir diese "Noch-nicht-Lehrerin" ja leid, denn es war auch für sie eine Zumutung, von der Schulbehörde ins kalte Wasser geworfen und so verheizt zu werden. Aber sie war eben auch eine Zumutung für unsere Kinder...!!!

Dieses Schuljahr war auch sonst eine prägende Persönlichkeitsschulung: So lernten unsere Kinder Dinge wie:

  • Lehrer dürfen zu spät kommen, wir nicht und wenn wir schauen, wo sie bleiben, gibt´s eine Strafarbeit
  • Petzen ist nicht petzen, sondern wird als "Zivilcourage" (O-Ton) bezeichnet
  • Mädchen werden ohnehin anders behandelt als Jungs
  • Lehrer sagen immer die Wahrheit, auch wenn es dann sein kann, dass die Wahrnehmung der kompletten Klasse falsch sein muss
  • ...

Unendliche Entmutigungen und Ungerechtigkeiten, letztlich zusammengefasst unter dem Motto:
§1. Lehrer haben immer Recht. §2. Wenn sie einmal nicht Recht haben, tritt automatisch §1 in Kraft.

Und was haben die Eltern getan in der ganzen Zeit? Nicht viel; einzelne Besuche bei einzelnen Lehrerinnen. Kommunikation untereinander gab es nur zufällig...
Die Schulleitung stellte sich ohne groß nachzufragen, hinter die "Noch-nicht-Lehrerin" und die Schulbehörde hatte uns diese letztlich geschickt. Abgesehen davon gab es keine Solidarität unter der Elternschaft, denn alle Eltern von Kindern die einigermaßen zurechtkamen, gingen trotz der ganzen Ungerechtigkeiten in Deckung, um ihrem Kind nicht zu schaden (die Sorge ist auch leider berechtigt). Was hätte man noch machen können? An den Schulelternbeirat dachten wir nicht (leider kann man, wie sich später zeigte, auch hier nicht viel bewegen) und um an die Öffentlichkeit zu gehen, fehlte uns schlichtweg der Mut...

Diesen Weg an die Öffentlichkeit geht jetzt gerade eine 1. Klasse; man wird sehen, was dabei herauskommt...

Insgesamt war dieses Jahr für viele Schüler/innen und deren Eltern Horror pur; v.a. die Erkenntnis, sich an niemanden wenden zu können, war schon heftig... Und noch schlimmer waren die ständigen Entmutigungen der Kinder, die ihr Selbstbewusstsein in bestimmten Fächern, aber auch ihre Vorstellung, wie Lehrer/innen sind, stark prägten.

An dieser Stelle sei auf einen guten Artikel der ZEIT verwiesen, der die "Kultur der Beschämung" im deutschen Schulsystem beschreibt...

So, für heute langt es mir; es kommt gerade wieder viel zu viel hoch, was ich eigentlich schon abgehakt dachte...



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2007-06-09

2. Die Katastrophe kam erst noch...

Angekommen in der 3. Klasse mussten sich die Kids an Noten gewöhnen. Es wurde auch gleich aus dem Vollen geschöpft...

Doch eine Woche vor den Herbstferien wurde die Klassenlehrerin krank, schwerkrank sogar; man munkelte etwas von "Herzinfarkt" oder "Schlaganfall" - nix genaues wusste man nicht, nur dass es nicht einfach eine Erkältung war.


Das Erstaunliche an der ganzen Sache: Diese Lehrerin brachte über Monate hinweg immer nur eine Krankmeldung über ca. 3 Wochen...


Es ist ja bekannt, dass Ärzte nicht mehr lange krankschreiben dürfen, aber bei einer solchen Diagnose (denn die "Buschtrommeln" hatten tatsächlich recht behalten) ist doch klar, dass frau mit ein paar Wochen Rekonvaleszenz nicht hinkommt, sondern dass Krankenhaus, REHA, Schonung ansteht! Nichtsdestotrotz: Die Krankmeldungen kamen wochenweise; das hatte zur Folge, dass keine Feuerwehrlehrerin fest eingestellt werden konnte und die Schulleitung versuchen musste, selbst eine Vertretung zu organisieren. Auch wenn hin- und wieder mal eine Feuerwehrlehrerin wochenweise hereingeschneit kam, fielen von Oktober bis Januar über 40 Stunden aus (was die Schulleitung leugnete; die Strichlisten der Eltern sprachen jedoch eine andere Sprache...).

Besonders der Deutschunterricht litt; denn Schreiben war nicht mehr sehr populär; vorwiegend das Ausfüllen von Lückentexten war angesagt.



Die Eltern beunruhigten sich zusehends, doch die Schulleitung hüllte sich in Schweigen: kein Elternbrief, kein Elternabend, gar nichts!



Uns war schon allen klar, dass diese Situation für die Schulleitung nicht einfach war - doch für unsere Kinder und uns auch nicht! Vielleicht hätte man ja gemeinsam... Aber (diese Erkenntnis reifte in uns bis zum Ende des Schuljahres immer mehr): Eltern sind zwar gut genug, um für´s Schulfest Kuchen zu backen oder Grünflächen zu bewässern, doch ansonsten hält man sich diese "Spezies" besser vom Leibe... Als wir einen Elternabend mit der Schulleitung "einforderten", hieß es lakonisch: "Keine Zeit"...


Wir suchten Kontakt zu der vorgesetzten Schulbehörde, um hier vielleicht etwas darüber zu erfahren, wie es mit unserer Klasse weitergehen sollte. Doch hier erteilte man uns nur die Auskunft: "Solange nur immer eine wochenweise Krankmeldung vorgelegt wird, sind uns die Hände gebunden. Frühestens ab dem neuen Halbjahr werden die Karten was Lehrerzuteilung betrifft, neu gemischt!" - Wie kann es sein, dass eine Lehrerin (also Beamtin und damit weisungsgebunden) nach Wochen / Monaten von kurzfristigen Krankmeldugen nicht zum Amtsarzt zitiert werden kann, um eine längerfristige Krankmeldung zu erwirken (und damit die Möglichkeit, zu einer geregelten Vertretung freizumachen?)???

Das Schweigen der Schulleitung wurde von seiten der vorgesetzten Schulbehörde mit einem trockenen Lachen und dem Kommentar versehen:"Ja, ja, wir wissen, dass in Ihrem Ort die Uhren anders laufen..."

Bis zum Ende des Schulhalbjahres änderte sich nichts - außer der Häufigkeit unserer Anrufe bei der Schulbehörde... Von dort zunächst immer nur der beinahe tränenerstickte Hinweis, es gäbe leider keine Lehrer; der Lehrermarkt sei wie leergefegt (kein Wunder: in unserem Bundesland bekamen Neueinsteiger über Jahre hinweg nur einen Zeitvertrag über maximal ein dreiviertel Deputat während die Nachbarbundesländer mit vollen Verträgen und schneller Verbeamtung warben...)!
Doch dann kam sie, die erlösende Botschaft der Schulbehörde: "Wir haben ab Februar eine Lehrerin für sie gefunden!" - vorsichtiges Hoffen setzte ein...
Wer war dieser Phönix aus der Asche des leergefegten Lehrermarktes? Brachte er die erhoffte Rettung?
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1. Die Tage sind gezählt...

... für unsere Familie ist die Grundschulzeit bald vorbei!!!

Ich bin noch am Überlegen, ob ich meinem Jüngsten ein T-Shirt mit dem Aufdruck
"I survived!!!" drucken lassen soll...

Nach drei mal vier Jahren Grundschule haben v.a. wir als Eltern die Nase gestrichen voll und weinen dieser Zeit keine Träne nach.

Bei unserem Ältesten wurde die Lehrerin in der 1. Klasse nach den Herbstferien krank und ward nicht mehr gesehen. Allerdings lag keine längerfristige Krankmeldung vor und so kam eine Feuerwehrlehrerin nach der anderen hereingeschneit oder die Klasse wurde intern vertreten. Eine Situation, die für eine erste Klasse besonders appart ist, denn eine Klassengemeinschaft war noch nicht vorhanden, um das Klassenklima hat sich niemand gekümmert, das Recht des Stärkeren setzte sich mehr und mehr durch und die Klasse verwahrloste völlig. Erst nach dem Halbjahreszeugnis kam ein seltenes, wenn auch geniales männliches Lehrerexemplar, der es schaffte, die Klasse zu bändigen, soziales Verhalten einzuüben und auch Lerninhalte zu vermitteln...





Unser Mittlerer hatte das große Glück, in der ersten Klasse mit 29 Schülern zu starten bei einer an der Schule neuen Lehrerin, deren Nerven blank lagen, die mit den ihr anvertrauten Kindern, die in der 1. Klasse alle zunächst mal auf "Lehrerliebe" programmiert sind, Spielchen mit Nähe und Distanz zu spielen, so dass sich die Kinder nie sicher ihrer "Gegenliebe" sicher sein konnten.
Abgesehen davon arbeitete sie u.a. mit "Kopfnüssen"...
Nach einem Jahr wurden aus 3 Klassen dieser Klassenstufe 4 gemacht und er kam in die neu zusammengewürfelte Klasse, die einerseits extrem schlecht zusammengesetzt war, die außerdem einen Lehrer bekam, der die nächsten 3 Jahre so gut wie keine Hausaufgaben aufgab, extrem gut benotete, etc., so dass eigentlich alle Schüler/innen die aufs Gymnasium kamen, so richtig auf die .... fielen. Mal völlig davon abgesehen, dass die Bewertungen, wie sich die Schullaufbahnemfpehlung zusammensetzte, völlig undurchsichtig waren ...


Unser Jüngster hatte zwei tolle erste Jahre, bei einer tollen, recht anpruchsvollen Lehrerin, so dass wir uns sicher waren, so wird es bestimmt nicht weiter gehen, denn das wäre zu schön - und auch zu ungerecht den anderen Klassen gegenüber... Es kam dann auch knüppleldick, doch davon das nächste Mal...


Warum ich diesen Blog anfange? Vielleicht eine Art "therapeutisches Schreiben" - und natürlich auch die Hoffnung auf Rückmeldung... Mal schaun!

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