2007-06-30

13. Akt III - c

Pädagogische Sternstunden und vertretungstechnische Meisterleistungen - Akt III - c

Was wurde eigentlich aus unserem Elternabend? Erinnern wir uns, Ende Januar kam die Information, dass „demnächst“ ein Elternabend stattfinden sollte.
So warteten wir und warteten, wann „demnächst“ sei – es war Mitte März und es war der ganz normale Elternabend zur Info über die weiterführenden Schulen, in dessen Tagesordnung mit nicht einer Silbe die momentane Klassensituation angesprochen wurde – es gab nur den Punkt „Verschiedenes“… Ein taktisch kluger Schachzug der Rektorin Frau L´école-c´est-moi, die Eltern so auszubremsen. Und die Elternschaft zeigte sich noch immer nicht solidarisch untereinander, um etwas zu bewirken…


Auf diesem Elternabend forderte die Rektorin Frau L´école-c´est-moi die Eltern auf, den Kindern nicht zu helfen, wenn sie Matheaufgaben nicht verstünden, nur so könne sie erkennen, wo Defizite sind. Fragende Blicke der Elternschaft! Eigentlich klang das ja ganz gut, es passte nur so gar nicht zur Rektorin Frau L´école-c´est-moi. Dennoch ließen sich einige Eltern darauf ein und schickten ihre Sprößlinge mit unfertigen, unverstandenen Mathehausaufgaben in die Schule. Die Reaktion von der Rektorin Frau L´école-c´est-moi fiel unterschiedlich aus, aber eigentlich nie positiv: Die Bandbreite verlief von Kopfschütteln über Augenrollen bis zu Statements „Da hast Du wohl aufgehört zu denken“… Man kann sich natürlich ausrechnen, wie lange die Kinder mit unvollständigen Mathehausaufgaben zur Rektorin Frau L´école-c´est-moi kamen und wie schnell die Eltern als „Hilfscoaches“ wieder einsprangen…

Vor den Osterferien war das „schwärzeste der schwarzen Schafe“, Christoph, samt seinen Eltern nervlich am Ende insbesondere wegen Frau Nie-Nix-Gut und schickten ihren Sohn zum Schnuppern in die selbe private Grundschule, in die zuvor schon die eine Mitschülerin gegangen war.


Die Benotungssituation in Deutsch bei Frau Nie-Nix-Gut, wie auch ihr pädagogisches Handeln an unseren Kindern spitzte sich immer mehr zu, so dass die Elternsprecherin (endlich!) einen Elternstammtisch anberaumte, auf dem noch weitere Mosaiksteinchen des Unterrichts auch in anderen Fächern in unserer Klasse zusammengetragen wurden.

So z.B. stellte sich heraus, dass die Rektorin Frau L´école-c´est-moi bei der letzten Mathearbeit eine Viertelstunde zu spät kam, die Kinder jedoch nicht nachschreiben ließ (vielleicht hatte sie die Arbeit ja auch nur auf 30 Minuten konzipiert?). Es wurden manche Kinder nicht fertig, andere hatten keine Zeit mehr, die Arbeit noch mal durchzulesen (genau das stand dann unter der Arbeit „Du solltest in Zukunft die Arbeit noch mal gründlich durchschauen“ – ha ha!)…
Die Eltern eines Jungen, dem die Zeit nicht ausgereicht hatte, die Aufgaben zu lösen, gingen zur Rektorin Frau L´école-c´est-moi und stellten sie zur Rede. Sie stritt es natürlich rundweg ab und was gilt schon das Wort eines Schülers gegen das der Rektorin?! Die Kinder selbst thematisierten das Zuspätkommen der Rektorin Frau L´école-c´est-moi ebenfalls noch mal im Unterricht, wo sie es zunächst wieder abstritt. Doch dann geschah das Unglaubliche: Ein Kind der Klasse stand auf und sagte: „Ich weiß aber ganz genau, dass Du 15 Minuten zu spät gekommen bist!“. Darauf meldeten sich noch 3 – 4 andere Kinder zu Wort, die ebenfalls sicher waren, dass die Rektorin Frau L´école-c´est-moi so viel zu spät kam. Jetzt – endlich - gab sie es zu und versprach, dass es nicht wieder vorkommen solle. Soviel zu der Präambel in der selbst verordneten Erziehungsvereinbarung: "Wir erziehen unsere Kinder zu Ehrlichkeit, Rücksichtnahme, Hilfsbereitschaft, Höflichkeit, Respekt, Selbstständigkeit und Eigenverantwortung“ [Aus der Präambel der Erziehungsvereinbarung]

Es kam u.a. auch der Musikunterricht von Frau Taktstock zur Sprache. So geschah es wohl immer wieder, dass Kinder, die etwas nicht gut konnten (z.B. Glockenspiel vorführen) vom Rest der Klasse ausgelacht wurden, ohne dass daraufhin von Frau Taktstock eingeschritten wurde – mit dem Ergebnis, dass der „Prüfling“ natürlich immer panischer wurde und die Note entsprechend ausfiel…
"Wir, die Schule, unterstützen die Kinder bei ihrer umfassenden Entwicklung, ihren individuellen Fähigkeiten und fördern ihr Selbstbewusstsein und ihren natürlichen Wissensdrang."
[Punkt 2 der Erziehungsvereinbarung]
"Wir, die Schule, sorgen für ein Umfeld, das dem Kind Geborgenheit, Anerkennung, Vertrauen und Sicherheit bietet." [Punkt 5 der Erziehungsvereinbarung].
"Wir, die Schule, sorgen für eine angenehme Lernumgebung."
[Punkt 6 der Erziehungsvereinbarung]

Ein weiteres unglaubliches Ereignis ereignete sich ebenfalls bei Frau Taktstock: Bei dem (seit mindestens vier Jahren identischen…) Musiktest über Mozart und die Zauberflöte spickte ein Junge (er holte sein Heft heraus und schaute die Antwort zu letzten Frage nach). Frau Taktstock bemerkte nichts von dem Ganzen und sammelte die Arbeitsblätter ein. Die Lehrerin bemerkte nichts von dem Spicken, wohl aber die Mitschüler. Und diese gingen in gewohnter Manier zur Lehrerin und teilten es ihr mit. Frau Taktstock fragte den Bösewicht, ob er gespickt habe, dieser war so ehrlich und gab es zu. Daraufhin wurde sein Test mit einer 6 benotet…

Als die Eltern zur Lehrerin gingen und nachfragten, ob das so rechtens sei (abgesehen davon, dass Spicken natürlich verboten ist, aber ja wohl von der Lehrerin entdeckt werden muss!) und wie sie gedenke, die Petzen zu bestrafen, bekamen sie zur Antwort: „Das ist nicht gepetzt, das ist Zivilcourage!“

Am nächsten Tag ging eine "fürsorgliche" Mutter, die auf dem Elternstammtisch nicht anwesend war, zur Rektorin und informierte diese, dass ein solcher stattgefunden habe. Obwohl ein Elternstammtisch keine konspirative Sache ist und auch offiziell in der Schule eingeladen wurde, regte sich Rektorin Frau L´école-c´est-moi sehr darüber auf, dass sie als Klassenlehrerin nicht dazu eingeladen wurde…

Im Januar war sie ja noch über die Maßen beschäftigt, dass sie zu keinem eingeforderten Elternabend kommen konnte und nun wollte sie auf einen popeligen Elternstammtisch? Oder steckte die Angst dahinter, dass sich die Eltern konspirativ zusammenraufen und eventuell etwas aushecken könnten, von dem sie nichts wußte?

Nach den Osterferien verließ das in den Augen von Frau Nie-Nix-Gut „schwärzeste“ Schaf die Klasse und folgte der ehemaligen Klassenkameradin in die private Grundschule. Ein weiteres Kind ist auf der nahe gelegenen Walddorfschule angemeldet und wird sofort nachdem es dort einen Platz erhält, wechseln (das wird – wie wir jetzt wissen - nach den Sommerferien zur vierten Klasse sein).

Nach den Osterferien entspannte sich die Lage insofern, als Frau Nie-Nix-Gut erstmal krank war… Insgesamt liefen jedoch sowohl in Mathe als auch Deutsch noch etliche Dinge, die in das Bild des gesamten Schuljahres passten.

Ein paar Wochen vor Schuljahresende fiel der Rektorin Frau L´école-c´est-moi auf, dass die Klasse das Kleine Einmaleins verlernt hatte. Das wunderte mich nun nicht so sehr, denn es ist bei mir zumindest nicht angekommen, dass es in der Schule regelmäßig geübt worden wäre… Und so wurden Schüler wie Eltern aufgefordert, kräftig zu üben. Ist es eigentlich zu viel verlangt – oder etwa zu „pädagogisch hinterwäldlerisch“, dass in der Schule solche elementaren Dinge eingeübt werden (auch bei den großen Geschwistern musste das zuhause geübt werden!)? Sind 5 -10 Minuten Kleines Einmaleins am Anfang einer jeden Stunde um Gelerntes frisch zu halten, pädagogisch so hirnrissig? Natürlich haben wir uns hingesetzt und mit unserem Sohn geübt, denn wir wollen ja, dass er es kann, aber ist es nicht Job der Lehrer, den Kindern solche elementaren Dinge nachhaltig beizubringen?

Etwa vier Wochen vor den Sommerferien kam eine der 7 unterrichtenden Lehrerinnen in die Klasse und teilte ihr mit, dass sie die Kinder in der 4. Klasse übernehmen werde. Ein Aufatmen ging durch die Klasse und die Elternschaft – diese Lehrerin ist erfahren, hat einen guten Ruf in vielerlei Hinsicht und kennt die Kinder von ihrer einen Wochenstunde her wenigstens den Namen nach. Auch wenn die Kinder sich in kürzester Zeit auf sie einstellen müssen und sie selbst innerhalb von vier Monaten die Kinder im Hinblick auf ihre Schullaufbahnempfehlung beurteilen muss, ist dies doch ein neuer Silberstreif am Horizont, der hoffentlich nicht erlischt…

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