2007-06-26

9. Akt II b

Pädagogische Sternstunden und vertretungstechnische Meisterleistungen - Akt II - b

In die Aera von Frau Rühr-mich-nicht-an fiel eine Sachkundearbeit der besonderen Art: In dieser Arbeit – sie handelte von Zug- und anderen Vögeln und hatte einen Stoffumfang von ca. 12 vollen Arbeitsblättern, wurden Antworten erwartet, die gar nicht abgefragt wurden. So reihte sich bei vielen Kindern ein rotes „Warum?“ nach dem anderen an den Korrekturrand. Manche Eltern durchschauten, dass die Fragen nicht zu den Antworten passten und wagten es, sich darüber zu beschweren. Auch ich schrieb einen Brief an Frau Rühr-mich-nicht-an, mit der Bitte, mir die Ansprüche der Arbeit zu erklären- keine Reaktion. So ging ich am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien in die Schule, um eine Antwort zu erhalten. Mit vor der Brust verschränkten Armen, den Blick nur nicht auf mich gerichtet, begegnete mir Frau Rühr-mich-nicht-an (ein zierliches Wesen, kaum größer als die zu unterrichtenden Kinder) und teilte mir mit, sie habe die Arbeit nicht konzipiert, das waren 2 Lehrerinnen des hiesigen Lehrkörpers (darunter die Rektorin Frau L´école-c´est-moi), sie habe sie nur korrigiert wie vorgesehen (und das noch eigentlich sehr positiv), sie könne nichts sonst darüber sagen. Wer konnte etwas dazu sagen? Nach den Weihnachtsferien kam ein Brief von der Rektorin Frau L´école-c´est-moi, die Arbeit werde noch mal durchgeschaut, und ggf. bei einzelnen Schülern korrigiert. Dabei blieb es – obwohl mir viele „Warum?“-korrigierte Schüler bekannt sind, wurde bei keinem die Note verändert…

Ansonsten – Funkstille von Seiten der Schulleitung…

Die Klasse hatte mittlerweile beinahe 3 Monate mit wechselnden Vertretungslehrern verbracht, von denen natürlich keiner eine Klassenleiterfunktion einnahm. So entwickelte sich das Klassenklima immer mehr zu einer eigenen Angelegenheit: Hänseln, Petzen, das Gesetz des Stärkeren setzten sich durch…

Über diese Entwicklung beunruhigt und über das Schweigen der Schulleitung befremdet liefen weiterhin die Drähte zur Schulbehörde heiß. Dort teilte man uns mit, vor Halbjahresende sei überhaupt nichts zu machen, da Frau Mausgrau-Unsichtbar ja nach wie vor nur kurzzeitig krankgeschrieben werde… Erst ab Februar (2. Halbjahr) gäbe es vielleicht die Möglichkeit, eine neue Lehrerin zu bekommen, falls Frau Mausgrau-Unsichtbar bis Februar nicht zurück sei. „Aber“, so versicherte man mir mit trauriger Stimme, „momentan ist der Lehrermarkt ja wie leergefegt, es gibt überhaupt keine Lehrkräfte. Sie können sich glücklich schätzen, nicht im Hinterland zu wohnen, denn da gehen die Lehrkräfte ja gar nicht gern hin. Überhaupt können Sie eigentlich froh sein, dass die vier dritten Klassen ihrer Schule nicht zusammengelegt wurden…“. Mir lag ja auf der Zunge zu erwiedern, das sei für die Kinder wohl das Beste gewesen! Außerdem schien es mir noch dunkel bekannt zu sein, dass Lehrer kraft ihres Amtseides hingeschickt werden können, wo der Staat sie haben will??? Im Übrigen wundert es mich nicht, dass in unserem Bundesland noch weniger Lehrer zu finden sind als anderswo: bei uns bekam man die ganze Zeit als frisch ausgebildeter Grundschullehrer höchstens ein Dreiviertel Deputat, oder Feuerwehrverträge, o.ä. während die Bundesländer um uns herum an den Landesgrenzen große Schilder aufstellten mit der Aufschrift: „Kommt alle zu uns, hier kriegt ihr volle Verträge mit Festanstellung“… Mehrere Grundschullehrer/innen habe ich auf die Weise kommen und v.a. wieder gehen sehen und es waren nicht die Schlechtesten darunter…


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